Ungelesener Beitragvon Tobias Yello' Thunder » Montag 24. Dezember 2018, 21:43
Hm.
Ich habe dazu eine eigene, dezidierte Meinung.
Der Berlintourist hat da ja schon ein paar Stichworte in die Diskussion geworfen.
Kurz gesagt - es wird in diesem Land immer wieder eine Sau durchs Dorf getrieben. Manche Säue, um wirkliche Problem bekanntzumachen (das "Waldsterben" würde ich ohne Zögern in diese Rubrik einordnen), manche aber auch um von den wirklichen Probleme abzulenken. Oft genug werden sogar Probleme erfunden, um diese dann mit möglichst großem Tamtam lösen zu können. Das ist auch einfacher, als wirkliche Probleme zu lösen. (Ich sage nur mal als ein Stichwort: Ausländermaut - löst keine finanziellen Probleme des Bundes, sondern wird am Ende mehr Aufwand verursachen, als Geld bei reinkommt. Acrylamide - redet heute auch keiner mehr drüber, war aber mal der große Aufreger. Ob die VW-Abgasaffäre auch so eine "Sau" ist, mag dann jeder für sich selber entscheiden!) Außerdem läßt sich mit solchen erfundenen Problemen wunderschön davon ablenken, daß man nicht fähig/willens/inderLage/wasauchimmer ist, die wirklichen Probleme zu lösen.
Das Problem für die Umwelt sind ja nicht wir paar Hansel, die mit einem Heidenaufwand hornbeinalte Fahrzeuge aus einem längst vergangenen Automobilwerke eines längst (mit Recht) untergegangenen Staates am Leben erhalten. In Deutschland gibt es 43 Millionen Pkw, davon sind rund 7500 Wartburg (und 33.000 und'n paar zerknirschte Trabant) - was soll das wirklich ausmachen?
Das Problem für die Umwelt sind auch nicht die Leute, die jeden Tag (weil es nicht anders geht, oder weil der Staat eben jahrelang Flexibilität bei der Arbeitsplatzwahl als das Maß aller Dinge gepredigt hat - und das auch noch steuerlich einigermaßen lukrativ gemacht hat) x-zig Kilometer auf Arbeit und zurück juckeln. Auch wenn diese Fraktion sicherlich mehr Umweltschaden verursacht als wie paar Wartburgfahrer.
Das Problem für die Umwelt sind eher die tausenden LKW, die jeden Tag Dinge von A nach B und wieder zurück (Krabben zu pulen nach Marokko zu schaffen ist ja nur die Spitze der Fahnenstange - mittlerweile hat ja kein Unternehmen mehr ein Lager, sondern läßt sich ja jeden Krempel "just in time" anliefern, und kollabiert, sobald da auch nur ein bisschen schiefgeht) transportieren. Aber auch das ist politisch gewollt, und nicht einfach mehr so abzustellen (Erst recht nicht, seitdem die Bahn unter dem Gesichtspunkt der Börsentauglichkeit das komplette Tafelsilber - Abstell- und Rangiergleise, Anschlußgleise, Güterzugsloks und- waggons etc. pp. - verhökert hat).
Ein Problem für die Umwelt sind weiterhin die Frachtschiffe, die zwar im Hafen mit Dieselöl fahren, aber auf hoher See mit HFO/MFO (Schweröl - das bleibt bei der Benzin- bzw. Dieselherstellung übrig und ist bei Zimmertemperatur so fest daß mans mit dem Spaten verladen muß). Der Containerverkehr nimmt weltweit zu - man fragt sich, wo das noch hinführen soll. Sicherlich transportiert so'n Eimer sicherlich mehr Kisten als ein Güterzug - aber die Emissionen sind auch nicht ohne. Die Schiffahrt verursacht 3% der globalen Kohlendioxidemissionen, aber 15 % der globalen Stickoxidemissionen und 13 % der Schwefeldioxidemissionen, Tendenz weiter steigend.
Ein weiteres Problem sind auch die Leute, die sich alle zwei Jahre ein neues, "noch umweltfreundlicheres" Alltagsauto zulegen - Autos müssen nicht nur mit einem recht hohen Energieaufwand hergestellt werden, sondern sie müssen auch entsorgt werden! Wo es früher noch gereicht hat, die Kiste zu quadern und in den Hochofen zu werfen, müssen heute teils hochkomplexe Stoffgemische zerlegt, getrennt und dann entsorgt werden. Daß es aus ökologischer SIcht sinnvoller ist, ein einmal hergestelltes Auto so lange wie möglich zu benutzen, wird allzuoft vergessen.
Aber die gelbe Weste anziehen? Ich weiß nicht, ob das was die Franzosen da momentan treiben, auch nur ein einziges Problem löst. Ich wär' nicht dabei (schon alleine deswegen, weil alle meine Westen neonpink sind...)! Das löst die Probleme auch nicht!
Letztenendes läuft es in darauf hinaus, daß der Staat "richtiges" Handeln belohnt und "falsches" handeln bestraft. Ob die Kriterien für "richtig" und "falsch" nachvollziehbar und richtig und gut sind, steht auf einem anderen Blatt. Darüber möge jeder selber nachdenken!
Gruß
Tobias
Wartburg 353: Keine verbotenen Abschalteinrichtungen in der Motorsteuerungssoftware seit 1966!